Marc-Antoine Charpentier (1643 – 1704) war zweifellos der berühmteste Komponist geistlicher Musik im Frankreich der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Fast jeder kennt das Prélude, das seit 1953 als „Eurovisionsfanfare“ dient. Weit weniger sind jedoch die Arien und Chorsätze dieser „grand motet“ bekannt, die in D-Dur gesetzt eine muntere und fröhliche Stimmung verbreiten.
Die Kompositionen von Charles Hubert Gervais (1671 – 1744), Maître de Musique de la Chapelle Royale, wurden bis zur französischen Revolution (1789-1799) überaus wertgeschätzt jedoch dann als „höfische Musik“ aus dem Repertoire verbannt. Nach mehr als 200 Jahren unbeachtet im Archiv der Bibliothèque nationale de France (BNF) wurde für uns das Faksimile des originalen Manuskripts „Cantique pour Noёl“ editiert und so aufführbar gemacht. Diese „grand motet“ gehört zu den seltenen französischen Motetten für die Adventszeit. Sie ist in h-Moll gesetzt, dennoch „volkstümlich“ in der Verwendung der damals schon „klassischen“ verbreiteten französischen Weihnachtslieder. Sie ist eine weitere bremische Uraufführung der Neuen Kantorei.